“Scheitern = wollen - können” (Nico Semsrott, 2019)
Nach dieser Formel bin ich froh, dass ich es in der Musikproduktion doch zu einiges gebracht habe. Ich habe schon früher immer gesagt: “ich bin ein Wünstler” - “Kunst kommt von können und Wunst von wollen”. Ich war nie ein guter Musiker, mich hat die ganze Technik rund um die Musikproduktion viel mehr interessiert und ins Studio bzw. in den Anfängen in den Keller getrieben. Glücklicherweise kamen durch den Einzug der Elektronik in die Musikproduktion auch neue Musikrichtungen auf, bei denen das musikalische Können nur sehr beschränkt vorhanden sein musste (Techno, Eurodance etc.). So hatte ich die Möglichkeit in den 90ern einige sehr erfolgreiche Produktionen abzuliefern, die mich finanziell unabhängig machten.
Eigentlich verlor ich dann recht schnell die Lust am Musik machen und fand mehr gefallen, am wachsenden Konto - hab das aber Jahrzehnte lang nicht begriffen und dachte immer noch, ich liebe das Musik machen. So bin ich viel zu Lange einen Weg gegangen, der für mich eigentlich schon lange beendet war. Die Energie, die ich für diesen Weg verwendet habe, war schier unglaublich - über den letzten Studiobau 2009, den Kauf eines großen Mischpultes, über ein Projektstudio in Stockholm von 2016 bis 2018 und Dutzenden von motivationslosen Produktionen. Unglaublich wie sehr man sich selbst täuschen kann.
“Das Herz hat immer recht! Egal, was Dein Verstand Dir sagt.” (Hape Kerkeling)
Ein wirklich wundervoller Satz, allerdings fällt es mir oft schwer zwischen Beidem zu unterscheiden. War das jetzt der Verstand oder war es wirklich das Herz? Und da wird es wirklich spannend….
Wieviele Menschen sind sich sooooo sicher das richtige zu tun und laufen trotzdem in die falsche Richtung?! In jungen Jahren hatte ich z.B. einen großen Vorsatz: “Auf gar keinen Fall so sein, wie mein Vater.” Und was ist passiert? Ich war genau so wie er - wenn man da rückwirkend drauf schaut, ist es wirklich unglaublich. Aktuell sehe ich es öfter im Bekanntenkreis: Leute verfolgen irgendwelche Ideen oder Hirngespinste und bauen sich - ohne es zu merken - ihr persönliches Scheitern. Von außen ist das oft leicht zu sehen, aber man selber hat kein Gefühl für die Selbsttäuschung. Woran liegt das?
Oft baut man sich irgendwelche Aufgaben und Konstrukte, um von ganz anderen Dingen abzulenken. Man deckt einfach die wahren Gefühle zu und vermeidet vor allem eines:
Die richtigen Fragen stellen
Und zwar die Fragen, deren wahre Antwort man nicht hören will. Und warum will man sie nicht hören? Weil sie große Schmerzen aufdecken. Wer schon einmal an so einem Punkt der Wahrheit - auch gerne als Enttäuschung (das Ende der Täuschung) genannt - gelangt ist, der weiß genau wovon ich hier rede. Der weiß aber auch, dass es sich lohnt durch den Schmerz zu gehen, da man nur dann neue Wege beschreiten kann.
Von daher macht das Unterbewusste genau das richtige - es baut das Scheitern, wenn man auf dem Holzweg des Verstandes unterwegs ist und das Herz vergisst. Das Herz bist Du, deine innersten Wünsche, Sehnsüchte und auch Schmerzen. Die musst Du voll und ganz annehmen und damit Dich annehmen - sonst wirst Du immer in einer Abhängigkeit bleiben. Von Deinem Selbstbild, Deinem Beruf, Deinem Besitz, Deiner Beziehung - was auch immer. Du kannst Dir noch so viele Konstrukte bauen, Du wirst nie zufrieden sein, wenn Du nicht einfach nur Du sein kannst und Dir genügst. Und es wird anstrengend - immer anstrengender, den Schein aufrecht zu erhalten. Viele vergeuden so ihr ganzes Leben und in den letzten Minuten kommt dann die Erkenntnis, die einen emotional völlig überfordert. Habe ich jetzt schon ein paarmal erlebt.
Lass es nicht so weit kommen. Stelle Dein Leben und Dein Tun öfter in Frage und fühle, was in Dir drin passiert. Und wenn Du merkst, dass Du auf dem Holzweg ist - ändere Dein Leben, lasse los und beginne neu. Du hast nur das Eine.
“Krasser als Scheitern ist gar nicht erst versuchen.” (Nico Semsrott, 2019)
Bleibt gesund und wach!
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