
Wie oft sage ich mir: “Eigentlich müsste ich…
…mal aufräumen
…einkaufen gehen
…die Betten abziehen
…Wäsche waschen
…glücklich sein
…was auch immer?!”
Genau genommen sage ich dass immer, wenn ich gesagtes genau nicht mache und die Zeit genieße. Wieso müsste ich dann eigentlich was anderes machen? Wenn ich in der Sonne spazieren gehe, ein gutes Buch lese oder einfach nur auf der Couch chille muss ich gefühlt genau GAR NICHTS anderes machen. Und trotzdem ist da diese kleine Stimme des schlechten Gewissens im Kopf, die mir den Moment zumindest ein bisschen trübt.
Ich habe in den letzten Tagen einen Podcast mit dem Psychologen Olli Ruppel gehört und er meinte, dass die meisten Patienten in der ersten Sitzung erzählen, dass sie doch eigentlich glücklich sein müssten, es aber irgendwie doch nicht sind. Woran liegt das?
In unserer Gesellschaft müsste doch eigentlich fast jeder glücklich sein, schließlich muss man sich um elementare Dinge wie z.B. ein warmes zu Hause, warme Klamotten und was zu essen auf dem Tisch nicht allzu große Sorgen machen. Und trotzdem sind wir die Weltmeister im Burnout und in der Depression.
Schon ganz früh in der Kindheit wird uns der Virus eingepflanzt, uns selbst zu optimieren und Leistung zu bringen. Das ist per se nichts schlechtes, allerdings verlieren wir dort schon früh unser Selbstgefühl - wer wir sind, was wir machen wollen, was wir können, wie es uns wirklich geht. Je älter wir werden, desto mehr werden diese Fragen oft in den Hintergrund gestellt um irgendwelche vermeintlich wichtigeren Dinge zu tun … ganz nach dem Motto: “Eigentlich müsste ich…”.
Nachdem wir dann zu dieser Erkenntnis gelangt sind, geht’s oft direkt zu diversen Ratgebern - Büchern, Podcasts, Seminare und Coaches, die uns erklären, wir wir wieder wir selbst werden. Dabei übersehen wir aber leider, dass wir schon wieder in einen “Selbstoptimierungsmodus” fallen, nur mit einem anderen Ziel. “Wir selbst” sind wir dann aber wieder nicht, denn ich schaue wieder von außen auf mich und versuche etwas zu werden bzw. zu sein, was ich nicht in voller Gänze bin.
Und so optimiere ich mich zu Tode, bis ich dann mit Burnout oder Depression beim Psychiater lande, der mich dann hoffentlich mit der Erkenntnis “Wer ich wirklich bin und was ich wirklich will” auf den richtigen Weg bringt. Wenn man es dann schafft, sich nicht dauernd optimieren zu wollen und es einem auch egal ist, ob die anderen einen so oder so lieber mögen, fällt einem auf:
“Eigentlich muss ich immer nur genau der sein, der ich gerade bin.”
Bleibt gesund und wach!
Kommentare