
Ich habe vor kurzem das Buch „Die Kunst des Ankommens“ von Raphael M. Bonelli gelesen und komme jetzt doch nochmal darauf zurück.
„Ankommen“ - was für ein schönes Wort und doch so unterschiedlich belegt:
Komme ich endlich an - zu Hause, bei mir, in der Ruhe, bei Freunden, am Urlaubsort?
Oder komme ich „gut an“, bei den Freunden, den Feinden, dem Arbeitgeber, den Kollegen?
So wichtig und elementar das eine ist, so trügerisch ist das andere. Im dauernden Versuch bei anderen gut anzukommen, verdränge ich immer weiter mein eigenes ich und gebe bestenfalls nur einen Teil meiner Persönlichkeit preis - nämlich den, der mich bei den anderen gut ankommen lässt. Der unterdrückte Teil wird sich aber immer mehr gehör verschaffen - meistens unschön durch zum Beispiel schlechte Gefühle oder gar Krankheiten. Dieses Verständnis von „ankommen“ führt definitiv nicht ins Glück.
Ankommen sollte man vor allem bei sich und bei Menschen, bei denen man in voller Gänze so sein darf, wie man ist. Das klingt recht banal, ist aber nicht so einfach. Aus meiner Erfahrung liegt das große Problem darin, dass der Verstand das eigene Ankommen immer in die Zukunft projiziert: Irgendwann werde ich ankommen …. wenn ich das und das noch gemacht und erledigt habe. Leider führt auch dieses „Ankommen“ in eine Sackgasse - es bleibt nämlich immer in der Zukunft und es ist ein bisschen wie bei der deutschen Bahn: Wahrscheinlich kommt man nie an und wenn doch, dann auf gar keinen Fall pünktlich.
Anstatt „ankommen“ nutze ich lieber „angekommen“. „Ich bin angekommen“ im Hier und Jetzt, in diesem Augenblick meines Lebens. Ich akzeptiere mich und meine Lebensumstände in voller Gänze und bin bereit mit mir und ihnen zu leben. Natürlich darf ich Pläne für die Zukunft machen und mir den ein oder anderen Fixstern bauen. Aber ich darf niemals den Augenblick verdrängen oder gar gegen ihn arbeiten. Wenn die augenblickliche Situation nicht angenehm ist, dann akzeptiere sie und arbeite im Hier und Jetzt daran, etwas zu ändern. Integration ist auch auf dieser Ebene das Zauberwort. Wie heißt es doch so schön in einem alten Sprichwort: „Jeder gut gelebter Augenblick macht eine gute Vergangenheit und eine gute Zukunft.“ An den Author kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
In seinem Buch „Die Kunst des Ankommens“ erläutert Bonelli viele Fallbeispiele aus seiner täglichen Arbeit als Psychiater und leitet daraus unter anderem 16 Regeln zur Selbstbefreiung ab, die uns das Ankommen ermöglichen. Da ich mich schon sehr lange in diesem Prozess befinde, war für mich vieles nicht mehr neu, aber noch einmal sehr gut auf den Punkt gebracht. Im Gedanken-Podcast habe ich für mich und meine aktuelle Situation diese 16 Regeln einmal kurz reflektiert und bin - aus meiner Sicht - auf einem guten Weg. Spannend finde ich, wie sich eigentlich alles von selbst ergibt, wenn man einmal anfängt diesen Weg zu beschreiten - jedenfalls fühlt sich das so an.
Bleibt gesund und wach!
Comments